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Interkultureller Kalender 2026

Handwerk trifft Philosophie

Interkultureller Kalender
Ein interkultureller Kalender von Alina Moldenhauer. Foto: Irina Janson

Die Masterthesis von Alina Moldenhauer begeistert in mehrfacher Hinsicht: Ihr »Interkultureller Kalender« basiert auf einem durchdachten Konzept, ist handwerklich perfekt umgesetzt und mit seinem Durchmesser von 127,56 cm unübersehbar. Die junge Designerin nutzte hierfür das interdisziplinäre Angebot der Muthesius Kunsthochschule und begreift das Handwerk auch »als Mittel, mit dem Veränderung angestoßen werden kann«.

Vielfalt auf Augenhöhe

Die inhaltliche Besonderheit des »Interkulturellen Kalenders« liegt in der gleichberechtigten Nennung der Feste aller fünf Weltreligionen sowie der Feier- und Gedenktage, die für Menschen und Communitys unserer vielfältigen Gesellschaft bedeutsam sind. In gewohnt tabellarischer Form kaum umsetzbar, konzipierte Alina Moldenhauer ihre Arbeit als Kreis, dessen Radius dem Erdradius im Verhältnis 1:10 Million entspricht. Darüber hinaus steht der Kreis als Symbol für Gleichheit und versinnbildlicht Sonne und Mond.
Im Leporellofalz gefertigt, lässt sich der Kalender schließlich beidseitig auffächern: »Der Zickzack-Falz gibt dem Tages- und Nachtrhythmus eine abstrakte Gestalt. Die Sonne hat ihren höchsten Punkt bei jedem Bergfalz und der Mond in jedem Talfalz. Das ermöglicht eine korrekte Darstellung des Feiertagsbeginns in allen Religionen«, erzählt die Kreative, die mit kurzen Erläuterungstexten auch die Hintergründe der vermerkten Feiertage vermittelt.

Von der Idee zur Umsetzung

Um die insgesamt 374 Falten zu realisieren, konzipierte Alina Moldenhauer ein Falzbrett mit Rillen im Abstand von 2 cm, um mit dem Falzbein zügig und präzise arbeiten zu können. Für die Inszenierung des Kalenders an der Wand fertigte sie wiederum ein rundes Keramikobjekt als Zentrum, das zur Hälfte Mond und Sonne darstellt. In der Metallwerkstatt entstanden schließlich Kreissegmente: Diese montierte Alina Moldenhauer auf einem Holzring, um den Kalender mittels Magneten auf diesem Ring an der Wand rotieren zu lassen. Last, but not least wurden in der polygrafischen Druckwerkstatt 17 doppelseitig bedruckte Papierbögen im Offsetdruck realisiert. Mit sorgfältiger Verklebung und exakter Passgenauigkeit wurde aus dem tiefgründigen Kalenderkonzept schließlich die sprichwörtlich runde Sache.

Wir sprachen mit Alina Moldenhauer über den kreativen Prozess, die Papierwahl und ihre Intention.

Für ihren Kalender suchten Sie sich Salzer EOS mit 120 g/m² in Blauweiß aus. Welche Rolle spielte das Material bei dem Projekt?

Mit der Papierwahl hatte ich mich bereits zu Beginn meiner Masterarbeit intensiv beschäftigt. Nachdem mein Konzept eines kreisrunden, im Zickzack gefalteten Kalenders feststand, war mir klar, dass das verwendete Material, wie in allen meinen Projekten, auch hier eine genauso wichtige Rolle spielt wie das Layout oder die Schriftwahl. Es bedient einen weiteren Sinn, über den Design wahrgenommen werden kann.
Ich zog als Material jedoch nicht nur Papier in Betracht, sondern zunächst auch Kunststoffe, Web- und Segelstoffe. Schlussendlich landete ich aber wieder beim Papier.

Welche Papiereigenschaften waren dabei zwingend?

Das Papier musste den 374 Faltungen standhalten und zugleich einen präzisen doppelseitigen Druck ermöglichen, da es auf jeden Millimeter ankam. Zunächst lag es nahe, den 7,48 m langen Kalender auf einer Papierrolle zu plotten. Doch dieses Verfahren bot nicht die erforderliche Genauigkeit und der Faltvorgang eines so langen Bogens wäre sehr unhandlich gewesen.
In unserer hausinternen Druckerei an der Uni haben wir Studierenden die Möglichkeit, mit unseren Druckern Marko Zenz und Jörg Markwardt vor Ort unsere Projekte zu besprechen. In diesem engen Austausch arbeiteten wir die Idee aus, den Kalender aus 17 einzelnen, doppelseitig bedruckten Offsetbögen herzustellen, da dieses Druckverfahren die nötige Passgenauigkeit garantiert. Außerdem sorgt eine Verklebung der einzelnen Bögen für zusätzliche Stabilität beim fächerartigen Aufschlagen des Kalenders für die Wandinstallation.

Sie entschieden sich letztlich für die Sorte Salzer EOS – welche Gründe gab es dafür?

Das Salzer EOS mit 120 g/m² in Blauweiß ist warm im Farbton, stabil, aber nicht zu schwer. Zudem hatte die Wahl auch sentimentale Gründe: Dieses Papier wurde uns häufig von unseren Professoren Annette le Fort und André Heers für die Innenseiten unserer ersten Buchgestaltungen im vierten B.A.-Semester ans Herz gelegt. So schloss sich für mich über das Papier ein Kreis von meinem ersten großen Projekt an der Uni bis zu meiner Masterarbeit.

Wie geht es nun bei Ihnen weiter?

Die Masterthesis war mit der Note 1,0 ein voller Erfolg. Jetzt arbeite ich bei Jung von Matt BRAND IDENTITY als Designerin und freue mich sehr, dass mein Projekt beim DDC gewonnen hat. Das Schöne an dem Medium Kalender ist, dass man ihn jedes Jahr neu erfinden, mit anderen Inhalten füllen und in anderen Größen umsetzen oder auch auf anderem Papier drucken kann. Ich freue mich darauf, auch in Zukunft weiterhin mit Papieren zu experimentieren und damit meine Ideen Wirklichkeit werden zu lassen.

Porträtfoto Alina Moldenhauer
Foto: Merle Hermanns